Pilotprojekt zur Viertagewoche

61 Firmen ließen ihre Mitarbeiter ein halbes Jahr lang bei vollem Lohn nur vier Tage pro Woche arbeiten. 56 von ihnen wollen die reduzierte Arbeitszeit beibehalten.

 

Während einem sechsmonatigen Versuch zur Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich ist der Umsatz beteiligter Firmen gestiegen. © Juan Pablo Serrano Arenas/Pexels.com

 

Nach einem sechsmonatigen Pilotprojekt zur Viertagewoche in Großbritannien wollen 56 von 61 beteiligten Arbeitgebern die reduzierte Arbeitszeit bei vollem Lohn für ihre Mitarbeiter behalten. Das geht aus einer Analyse von Forschern aus Boston und Cambridge hervor, die den Versuch wissenschaftlich begleitet und Interviews mit Beteiligten geführt hatten.

 

Demnach bestätigten 18 der beteiligten Arbeitgeber, das Konzept bereits dauerhaft eingeführt zu haben. "Vor Beginn des Projektes haben viele gezweifelt, ob wir eine Steigerung der Produktivität sehen würden, die die Verkürzung der Arbeitszeit ausgleicht", sagte Brendan Burchell von der Universität Cambridge. "Aber genau das haben wir festgestellt."

 

Zwei Drittel weniger Krankheitstage und mehr Umsatz

Der Analyse zufolge stieg der Umsatz der Unternehmen während der Testphase in der zweiten Jahreshälfte 2022 um 1,4 Prozent. Die Krankheitstage gingen um 65 Prozent zurück, die Zahl der Angestellten, welche die Unternehmen verließen, fiel um 57 Prozent. Rund vier von zehn Beschäftigten gaben an, sich weniger gestresst zu fühlen als vor Beginn des Versuchs.

  

An dem Projekt nahmen Unternehmen aus dem Finanzsektor, der IT- und Baubranche sowie der Gastronomie und dem Gesundheitswesen teil. Die 61 Arbeitgeber beschäftigten insgesamt etwa 2.900 Angestellte. Einige Betriebe führten flächendeckend ein dreitägiges Wochenende ein, während andere den freien Tag der Angestellten über die Woche verteilten oder an bestimmte Ziele koppelten.  

 

Vorteile unterschiedlich nach Branche

Die Effekte waren laut der Mitteilung der Forscher unterschiedlich je nach Branche der beteiligten Unternehmen: "Wir fanden heraus, dass Angestellte im Non-Profit- und dem Dienstleistungsbereich im Schnitt mehr Sport machten", sagte Studienleiterin Juliet Schor vom Boston College, "während jene im Bau- oder Produktionsbereich von einem größeren Rückgang bei Burnout und Schlafproblemen profitierten." Insgesamt seien die Ergebnisse über Betriebstyp und -größe hinweg positiv.

 

An dem Projekt nahmen auch Firmen außerhalb Großbritanniens teil, insgesamt 91 Betriebe mit 3.500 Mitarbeitern. Von ihnen wollen der Mitteilung der Forscher zufolge 91 Prozent die Viertagewoche beibehalten, jeweils vier Prozent neigen dazu oder lehnen eine Fortsetzung ab. Ähnliche Versuche werden auch in Irland, Island, Belgien oder Australien durchgeführt. Auch einige deutsche Betriebe testen solche Modelle - zum vollständigen Artikel

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, 21.Feb. 2023 | Bild: Canva