Wie wird sich die Welt durch die Corona-Pandemie verändern? Werden wir so weiterleben wie zuvor? Mit der Lockerung der Corona-Massnahmen kehrt ein Stück Normalität wieder zurück. Ein Zukunftsforscher prognostiziert im Gespräch mit "20min.ch" jedoch: Zur alten Normalität werden wir wohl nicht mehr zurückkehren.
Eine Pandemie verändere die Welt "nachhaltig", sagt Matthias Horx. Das habe man in der Geschichte bereits mit Pest und Cholera erlebt. "Je einschneidender eine Erfahrung war, umso intensiver die Veränderung. Und die Corona-Pandemie ist für uns als Gesellschaft schon eine sehr prägende Veränderung", erklärt Horx.
Zwar würden einzelne Menschen nach der Pandemie wieder wilde Partys feiern, die meisten sehe Horx allerdings "in einer Gegenbewegung, einer neuen Ernsthaftigkeit". Auf die Gesellschaft komme "ein Zeitalter der Moralität" zu. Die Aufmerksamkeiten würden sich verschieben: "Die Lustorientierung, das schnelle Befriedigen von (Konsum-) Bedürfnissen werden nicht mehr so im Zentrum stehen. Denn die Pandemie hat gezeigt, was wirklich wichtig ist: das Soziale, die Natur."
Die Pandemie habe "uns vor Augen geführt, wie sehr wir von der Natur abhängen, wie verletzlich wir sind, wenn sich die Natur aufbäumt". Neben dem Virus nennt Horx dabei auch die Erderwärmung. Durch die Pandemie bekomme die Klimabewegung "erst recht Schub".
Nach der Corona-Pandemie: Verbindliche Beziehungen werden wichtiger
Auch im Sozialen prognostiziert der Zukunftsforscher Veränderungen: "Verbindliche Beziehungen nehmen an Bedeutung zu", sagt er. Denn: In der Pandemie hätten die Menschen gemerkt, wie wichtig die Beziehungen zur Familie oder engen Freundinnen und Freunden seien – "und wie schrecklich sich Einsamkeit anfühlt". Aus diesen Erfahrungen würden die Menschen lernen.
Auch in Paarbeziehungen steige der Wunsch nach mehr Verbindlichkeit. Demnach müssten Dating-Apps auf die veränderten Bedürfnisse reagieren, wenn sie "irgendwann nur noch die echt Verzweifelten als Kundinnen und Kunden" haben.
Auch die Generation Z, die jungen Erwachsenen, die "mitten in ihrem Heranwachsen eine Krise erleben müssen", haben durch Corona erfahren, was wirklich wichtig im Leben ist. Der Wille, sich zu engagieren, habe zugelegt – etwa in der Klima- und "Black Lives Matter"-Bewegung. Ebenso wachse die Kritik an Konsum und der Fixierung auf finanziellen Erfolg. "Wichtiger sind Selbstverwirklichung und soziales Denken. Deshalb werden junge Menschen sich vermehrt für soziale und künstlerische Berufe entscheiden", sagt Horx voraus.
Ob das Händeschütteln wieder zurückkommen wird? "Ich glaube nicht, dass das Händeschütteln ganz verschwinden wird, sondern dass es gemeinsam mit anderen Begrüßungsformen wie dem Ellbogengruß oder der angedeuteten Verbeugung bestehen bleibt", erklärt der Experte. "Gerade in großen Gruppen ist das ohnehin hygienischer."
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